Offener Brief von Hamburger Bündnis gegen Rechts fordert Absage der rechten Rap-Veranstaltung von „Rapbellions“ im Angel Klub

Hinweis: Der Angel Klub behauptet, die Querdenken-Formation „Rapbellions“ sei nicht extrem rechts, wird aber durch die Recherchen zu der Band und ihrer Zusammenarbeit mit Personen aus der Neonazi-Szene widerlegt. Die rechte Veranstaltung wurde nach antifaschistischem Widerspruch laut Betreiber abgesagt.

Offener Brief von Hamburger Bündnis gegen Rechts fordert Absage der rechten Rap-Veranstaltung von „Rapbellions“ im Angel Klub

Am 03.08.2024 soll in Hamburg das dritte und vorerst letzte Konzert der rechten „Querdenken“-Formation „Rapbellions“ mit „Lapaz“, „Twanie“, „Antinorm“ (nicht die gleichnamige Punkband) „Bustek“, „Yannick D.“, „Goethe“, „Holy Smokez“ und „Tumani Beatz“ erneut im „Angel Klub“ am Fischmarkt stattfinden. Das Hamburger Bündnis gegen Rechts fordert die unverzügliche Absage der rechten Rap-Veranstaltung und politische Konsequenzen.

Schon zu Beginn von „Rapbellions“ im Jahr 2021 offenbarte sich die politische rechte Haltung durch verschwörungsideologische Inhalte, Phrasen aus dem „Querdenken“-Milieu, Desinformation zu Impfungen und rechter Propaganda auf den gängigen Plattformen wie z.B. Telegram, sowie der Einfluss in rechte Netzwerke bis zu dieBasis und AfD.

„Rapbellions“ lieferten den Sound für die „Querdenken“-Proteste und performten bereits 2023 im Angel Klub in Hamburg. Dort kam es zu politisch ähnlichen Äußerungen wie auf den unzähligen rechten „Querdenken“-Demos. Bei ihrem ersten Konzert in Hamburg wichen „Rapbellions“ nach antifaschistischen Interventionen noch in die „Große Freiheit 36“ aus, die ihnen bereitwillig Tür und Tor öffnete.

Bei „Rapbellions“ und der übrigen „Querdenken“- und Reichsbürger*innen-Szene wittert man seit Jahren überall Verschwörungen und verbreitet neben einfachen Antworten auf komplexe Fragen Desinformation und gängige Feindbild-Konstruktionen, während eine tiefergehende Analyse für real existierende Krisen und unzureichende politische Lösungen ausbleiben. Auf den Kanälen werden jede Menge Verschwörungserzählungen z.B. von „Chemtrails”, „Impfstoff aus deutschen Babys“ oder ähnlicher Verschwörungspropaganda verbreitet, die seit der Covid-Pandemie wieder Hochkonjunktur hat.

Kim Fedders vom Hamburger Bündnis gegen Rechts äußert dazu:

„Mit „Rapbellions“ stehen im August keine aus dem Mainstream verbannten rebellischen Underdog-Rapper auf der Bühne, die ihre Meinung nicht sagen dürften, sondern Künstler*innen aus dem politisch rechten Verschwörungs-Spektrum, die während der Corona-Pandemie erfolgreich eine Marktnische genutzt haben und offensichtlich den Soundtrack zu rechten Umsturzphantasien liefern.“

Der angekündigte Künstler „Lapaz“ trat noch am 25.5. auf einer rechten Groß-Veranstaltung am Frankfurter Opernplatz auf. Dort kamen AfD-Politiker*innen und einige der bekanntesten Szene-Figuren aus dem „Querdenken“-Umfeld zusammen, die in den letzten vier Jahren mit Desinformationskampagnen und wöchentlichen Demonstrationen zur Spenden-Generierung aufriefen und immer wieder auch mit Hetze gegen Antifaschist*innen, politisch eher links stehende Personen und weiteren gängigen AfD-kompatiblen Feindbildern auffielen. So wurde in der Veranstaltungsankündigung z.B. der mutmaßliche Betrüger und „Querdenken-711”-Gründer Michael Ballweg angekündigt, der Teile der Millionen-Spenden seiner Gläubiger*innen zweckwidrig privat veruntreut haben soll, sowie sein Anwalt Ralf Ludwig. Außerdem der mit fast 20 Eintragungen im Bundeszentralregister wegen diverser Angelegenheiten verurteilte Thomas Brauner, der als Busfahrer in Pandemie-Hochzeiten fremde Kinder zwang, harmlose Schutzmasken im Bus abzunehmen oder Ende 2023 auf der Bühne im Tonwerk Bamberg bei einem Konzert mit seinem „Querdenken“-Trio weiter bestehend aus Björn Winter und Arne Schmitt offenbar den Hitlergruß zeigte. Des Weiteren angekündigt auf der rechten Veranstaltung aus dem AfD-, dieBasis- und weiteren „Querdenken“-Umfeld waren Markus Krall, Heiko Schöning, Lars Hünich, Herrmann Ploppa, Dennis Hohloch, Margarita Griesz-Brisson, Wolfgang Kochanek, Sabrina Kollmorgen, Stephanie Tsomakaeva, Sonja Reitz, Daniel Langhans, Jan Veil, Paul Weiler, Ralf Bühler, Alexandra Motschmann, Frank Grossenbach, Stefan Langenfeld, Carsten Straush, Sabine Pankau, Karl-F. Rothe, Michaele Kundermann, Dirk Hesse, Mary Khan-Hohloch, Andreas Sönnichsen, Gordon Pankalla, Sindja, Familie Ebert, Stefan Krähe und schlussendlich der „Rapbellions“-Künstler „Lapaz“.

Der ebenfalls auf dem August-Lineup angekündigte Künstler „Twanie“ ist laut verschiedener Quellen durch Beteiligung an „Querdenken“-Protesten in Flensburg aufgefallen, bei denen gewalttätige Übergriffe auf antifaschistische Gegendemonstrant*innen durchgeführt wurden, berichtete das freie „Radio Fratz“ auf „X“.

„Rapbellions“ kooperierten 2021 zudem mit Xavier Naidoo, der schon früh in seiner Karriere antisemitische Versatzstücke in Songtexten verwendete und dennoch bis zur Ausladung vom Echo 2009 bedauerlich großen Rückhalt in der deutschen Rap-Szene erhielt. 2021 arbeitete Xavier Naidoo dann mit dem Neonazi Hannes Ostendorf von der Neonazi-Hooligan-Band „Kategorie C“ zusammen und erlangten kommerziell Aufwind unter verschwörungsgläubigen und rechten Zuhörer*innen. Auf Telegram propagierte Naidoo antisemitische Verschwörungsmythen wie z.B. von “Kinderblut trinkenden geheimen Mächten”, die in aktueller Version im „QAnon“-Verschwörungsmythos aufgegangen sind und von Angeklagten im aktuell laufenden Reichsbürger*innen-Prozess gegen rechte Polizisten, Ex-Soldaten und Politiker*innen aus AfD und dieBasis im „Querdenken“-Umfeld verbreitet wurden.

Der Weg zu „Rapbellions“ war damit für Xavier Naidoo „(k)ein leichter“ aber politisch naheliegender z.B. mit einem gemeinsamen Musikvideo, in dem ein explodierendes Impfzentrum und Gewalt gegen einen Mitarbeiter gezeigt wird. Immernoch wird Xavier Naidoo auf der Webseite von „Rapbellions“ aufgeführt, als wenn es keine Distanzierung von ihm gegeben hätte. “Ein glaubwürdiger und vorallem konsequenter Ausstieg und Bruch mit der verschwörungsideologischen, rechten Szene sieht anders aus”, meint Kim Fedders vom Hamburger Bündnis gegen Rechts.

„Wer so agiert, hat entweder wenig Expertise bezüglich Verschwörungsideologien oder verbreitet mutwillig Desinformation mit scheinbar kommerziellen Absichten, um sich die Taschen voll zu machen und die Gesellschaft zu spalten” ergänzt Kim Fedders vom Hamburger Bündnis gegen Rechts weiter.

Auf dem offiziellen „Rapbellions“-Kanal wird auch die neonazistische “COMPACT-Magazin GmbH” von dem Unternehmer Jürgen Elsässer beworben, der samt seiner Mitarbeiter, u.a. dem ehemaligen AfD- Politiker André Poggenburg und dem ehemaligen NPD-Politiker Thorsten Thomsen, diese Woche Ärger mit dem Bundesinnenministerium bekamen. Nach vielen Jahren des ungestraften Verbreitens neonazistischer Propaganda, verschwörungsideologischer Desinformation und der Ankündigung des politischen Umsturzes durch den „COMPACT“-Chef Jürgen Elsässer höchstpersönlich wurde das rechte Propaganda-Unternehmen schließlich am 16.7.2024 verboten.

„Ukvali“ aus dem „Rapbellions“-Team bewarb auf Telegram sogar einen der größten Neonazi-Aufmärsche Deutschlands in Dresden 2023. Im März 2024 bewarb die Künstlerin „Runa“ aus dem Umfeld des Neonazi-Projekts „Neuer Deutscher Standard” auf Instagram eine angekündigte Kollaboration mit den „Rapbellions“-Rappern „Lapaz“, „Goethe“ und „Buztek“, die nun im Angel Klub auftreten sollen.

“Für uns ist es nicht hinnehmbar, dass rechtem Verschwörungsrap eine Bühne in Hamburg geboten wird. Wer unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit antisemitische, rassistische und andere menschenfeindliche Propaganda verbreitet, bereitet den Nährboden für rechte Angriffe. In Zeiten des Erstarkens rechter und rassistischer Parteien und Bewegungen gehören solche Inhalte zum Schutz von Jugendlichen ggfs. auf den Index, aber keinesfalls auf Bühnen vermeintlich weltoffener Clubs”, kritisiert Kim Fedders vom Hamburger Bündnis gegen Rechts.

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts fordert gemeinsam mit  anderen Vertreter*innen der Hamburger Kulturszene die Verantwortlichen im Angel Klub auf, die rechte und verschwörungsideologische Rap-Veranstaltung mit der Gruppe „Rapbellions“ ersatzlos abzusagen. Außerdem fordert das Hamburger Bündnis gegen Rechts den Angel Klub auf, politische Konsequenzen zu ziehen und sich mit politisch versierten Expert*innen zur rechten Musik-Szene weiterzubilden, damit sich derartige Skandale im Angel Klub nicht nochmal wiederholen.

 

Erstunterzeichnende:

Hamburger Bündnis gegen Rechts
Keine Bühne für Nationalist*innen

Dr. Thorsten Hindrichs, Musikwissenschaftler

Am 03.08.2024 ist in Hamburg mit einer rechten Rap-Veranstaltung der „Rapbellions“ zu rechnen. Achtet auf Ankündigungen!

[1] https://www.hbgr.org/7426-offener-brief-des-hamburger-buendnis-gegen-rechts-fordert-absage-der-rechten-rap-veranstaltung-von-rapbellions-im-angel-klub
[2] https://taz.de/Rapbellions-treten-in-Hamburg-auf/!6021070/
[3] https://www.abendblatt.de/hamburg/kultur/article406874492/nach-protest-club-auf-st-pauli-sagt-rechtes-rap-konzert-ab.html