Stellungnahme “Kein Rechtsrock in Neumünster – Titanic-Konzert am 9.3. untersagen!”

Stellungnahme: Kein Rechtsrock in Neumünster – Titanic-Konzert am 9.3. untersagen!

5/3/19 von “Keine Bühne Für Nationalist*innen”

Am 07.03.2019 wird zur Aufklärung aufgrund des geplanten Neonazi-Konzertes in Neumünster am 09.03.2019 der Film „Blut muss fließen – undercover unter Nazis” in der Musikschule Neumünster gezeigt.[1]

Der Film soll darauf aufmerksam machen, was üblicherweise auf diesen Konzerten verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit geschieht und den Einfluss der neonazistischen Musikbranche verdeutlichen.[2]

Aus dem Ankündigungstext:
„Der Sänger grölt Gewaltparolen, die Neonazis toben, die Arme gehen hoch zum Hitlergruß: Als der Journalist Thomas Kuban zum ersten Mal ein Neonazi-Konzert mit versteckter Kamera dreht, ermöglicht er Einblicke in eine Jugendszene, in die sich kaum ein Außenstehender wagt. Neun Jahre später hat er fünfzig Undercover-Drehs hinter sich, auch jenseits deutscher Grenzen. Ein Lied begegnet ihm immer wieder: „Blut muss fließen knüppelhageldick…“. Hochbrisant und einzigartig ist das Material, das er unter extremen persönlichem Risiko zusammengetragen hat. Es dokumentiert hautnah, wie junge Leute mit Rechtsrock geködert und radikalisiert werden. Gemeinsam mit dem Filmemacher Peter Ohlendorf reist er noch einmal zurück an Orte, an denen er undercover gedreht hat. Im Fokus steht dabei die Frage, die er auch auf der politischen Ebene zu klären versucht: Wie ist es möglich, dass auf der rechtsextremen Partymeile über alle Grenzen hinweg gefeiert werden kann?”

Im Anschluss ist eine Diskussionsrunde mit Regisseur Peter Ohlendorf (Filmfaktum) geplant.

Ort: Musikschule Neumünster, Haart 32, Kellergewölbe
Zeit: 20.00 Uhr
Datum: 07.03.2019

Riskant finden wir im Hinblick auf das Rechtsrock-Konzert insbesondere, dass das weltweit agierende Blood & Honour-Netzwerk bereits 2000 in Deutschland verboten wurde, aber dennoch bundesweit Konzert-Veranstaltungen mit eindeutigem Blood & Honour- Bezug stattfinden können und die Behörden die Füße still halten und wegschauen, wenn in dem besagten Umfeld NS-Ideologie verbreitet wird.
2005 wurde die Gaststätte „Titanic”, damals noch als mögliche Konkurrenz zum Club88, im Landesverfassungsschutzbericht Schleswig-Holstein als Neonazi- und Bandidos-Treffpunkt erwähnt. Seitdem hat sich nicht viel getan, abgesehen davon, dass die NPD die Führung übernommen hat und die Gaststätte spätestens seit dem Ende des „Club88″ als überregionaler Vernetzungspunkt der rechten Szene genutzt wird.[3, 4]

Müssen wir uns Sorgen machen, dass am Wochenende alkoholisierte Neonazis durch Neumünster marschieren und möglicherweise alternativ aussehende junge Menschen angreifen, die z.B. gerade auf dem Hin- oder Rückweg von einem Punk-Konzert in der Bahnhofsnähe sind?
Es wäre nicht das erste Mal. Immer wieder ist das Jugend- und Kulturzentrum AJZ Angriffsziel örtlicher Neonazis geworden.[5]

Bislang entsteht nicht nur der Eindruck, dass die Stadt das Konzert am liebsten verschweigen möchte, sondern auch, dass die Situation um die „Titanic” von den Behörden nicht nur sicherheitstechnisch völlig unterschätzt wird.
Insbesondere da es als Solidaritätsveranstaltung für den Erhalt der Titanic deklariert wird und die Aufklärungskampagne „Titanic versenken – Nazikneipen dichtmachen” angreift.

Bei dem Rechtsrockkonzert in Wahlstedt 2017 mit “Kategorie C” und “Hausverbot” wurde der Eindruck der Unterschätzung dadurch erweckt, dass etwa 100 Neonazis und Rocker hier ein bundesweites rechtes Vernetzungstreffen feiern konnten.[6]
Schlimmer kam es z.B. bei dem jährlich in Dahme (Ostholstein) stattfindenden und öffentlich angekündigten Blood & Honour-Konzert der Onkelz-Coverband „28-Gehasst-Verdammt-Vergöttert” (28=B&H), deren Mitglieder Verbindungen zu dem Terrornetzwerk „Combat18″ aufweisen. Nachdem das Ordnungsamt die Rechtsrock-Veranstaltung in der Ostseestrandbar ohne Bedenken genehmigte, war auch keine Polizei vor Ort, um ggfs. Straftaten zu dokumentieren.[7]
Stattdessen aber eine Mischung aus Onkelz-Fans, bekannten Neonazi-Aktivisten und rechten Rockern z.B. Bandidos-Mitglied Alexander Hardt, der derzeit in Kiel einen DHL-Paketshop in seinem Szene-Laden betreibt. So kam es in Dahme offenbar ungehindert zu Straftaten, z.B. Hitlergruß.[8]

Die Stadt Neumünster muss sich nun schnell überlegen, wie sie dem geplanten neonazistischen Treiben in der Wippendorfer Straße in Neumünster Einhalt gebieten kann.
Die Titanic ist keine kleine Dorfkneipe für rechtsoffene Neumünsteraner*innen, sie ist ein NPD-geführter, internationaler Szene-Standort für neonazistische Vernetzungs- und Organisationstrukturen.[9]

Wir erwarten, dass das Rechtsrock-Konzert mit einem der führenden Blood & Honour-Akteure und Mitglied der “Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft” David Allan Surette in der Titanic untersagt wird.

[1] https://kbfn.noblogs.org/9-3-19-rechtsrock-in-der-titanic-neumunster/
[2] https://kbfn.noblogs.org/7-3-19-filmabend-blut-muss-fliessen-undercover-unter-nazis/
[3] http://eisberge.blogsport.eu/?p=253
[4] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/bandidos-schleswig-holstein-ein-88-club
[5] https://www.nms-bunt-statt-braun.de/fileadmin/user_upload/Redakteur/PDF/Braune_Fallen_in_NMS_A5_quer.pdf
[6] https://www.antifa-kiel.org/2017/05/16/kategorie-c-konzert-im-clubhaus-der-bandidos-in-wahlstedt/
[7] http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Gruenen-Politiker-fordert-Infos-zu-rechtem-Konzert-in-Dahme
[8] https://exif-recherche.org/?p=5177
[9] http://eisberge.blogsport.eu/?page_id=296