Offener Brief an die Friedrich Voß GmbH & Co KG, Krummhörn wegen Rechtsrock-Veranstaltung

Offener Brief an die Friedrich Voß GmbH & Co KG, Krummhörn wegen Rechtsrock-Veranstaltung

Sehr geehrte Frau Maike Klaassen, sehr geehrter Herr Friedrich Voß,

als Zuständige der Friedrich Voß GmbH & Co KG sehen wir Sie in der Verantwortung für das, was auf Ihrem Firmengelände in der Krummhörn geschieht.
Aus sozialen Medien haben wir von einem geplanten Rechtsrock-Konzert erfahren, welches am 5. August in Ihrer Lagerhalle stattfinden soll, so dass dieser Sachverhalt reges öffentliches Interesse in den Medien und der Lokalpolitik erweckt hat.[1]

Nach weiteren Recherchen wurde ersichtlich, dass die Veranstalter denen Sie die Räumlichkeit überlassen der rechten Szene zuzuordnen sind und darüber hinaus im Rechtsrock-Geschäft keine Unbekannten sind. Es ist bei weitem kein Zufall, dass (internationale) rechte Szene-Netzwerke wie “Blood & Honour”, “Hammerskins” etc. die Finanzierung ihrer (Band-)Strukturen in Deutschland über vermeintlich unpolitische Partys und Tarn-Konzerte z.B. mit Onkelz-Coverbands verschleiern oder diese entweder gänzlich konspirativ oder in einschlägigen Räumlichkeiten durchführen.

Weniger typisch ist, dass diese ganz offen auf Plakaten und im Internet mit einer Band aus dem neonazistischen Spektrum werben. Diese Selbstsicherheit könnte allerdings darin begründet sein, dass die selben Veranstalter bereits am 6.8.2022 ein Rechtsrock-Konzert in Ihrer Lagerhalle mit einer der Bands ohne Widerstand durchführen konnten. Dabei war nicht nur bemerkenswert, dass die Veranstaltungsstruktur größtenteils aus Personen bestand, die der rechten Szene zugehörig sind. Der Abend war auch dadurch geprägt, dass ca. 200 Personen einer Onkelz-Coverband aus Neonazi-Kreisen zujubelte und eine Person unseres Erachtens nach den Hitlergruß zeigte, wie auf einem Video zu sehen ist.[1]

Eingesetzt war im letzten Jahr zudem ein Sanitätsdienst, der seit vielen Jahren auf Rechtsrock-Konzerten und Neonazi-Demonstrationen tätig ist und sich nach unseren Recherchen für den 5.8.23 wieder bei Ihnen angekündigt hat. Auch das Sicherheitspersonal des Abends war personell laut übereinstimmender Quellen in der Vergangenheit mit den international agierenden “Hammerskins” und “Blood & Honour” verbunden.[2]

So ist es alles in allem sicher kein Zufall, dass für den kommenden Samstag u.A. eine Onkelz-Coverband angekündigt war, deren Mitglieder seit Jahren in weiteren einschlägigen Rechtsrock-Bands organisiert sind und laut Szenekundigen und Sicherheitsbehörden personelle Verbindungen zu der 2020 verbotenen Neonazi-Organisation “Combat 18” aufweisen. Diese Auffälligkeiten sind genug Indiz für die politische Ausrichtung derartiger Rechtsrock-Veranstaltungen ganz unabhängig welche Bands am Ende auftreten sollen. Ein kurzfristiger Bandwechsel nach öffentlicher Kritik an Neonazi-Hintergründen darf daher nicht darüber wegtäuschen, welches politische Milieu weiter unterstützt werden würden, indem Sie die Räumlichkeiten für so eine Veranstaltung bereitstellen, die Gäste im Vorverkauf die Möglichkeit bot, Tickets für die Rechtsrock-Band aus dem “Combat 18”-Umfeld zu erwerben.[3,4]

Da Sie nach unserem jetzigen Kenntnisstand an der Veranstaltung festhalten wollen, müssen wir davon ausgehen, dass Ihnen die politischen Hintergründe einer rechten Veranstaltung auf Ihrem Firmengelände bisher wenig Sorge bereiten. Diesbezüglich ist uns aufgefallen, dass Frau Klaasen im letzten Jahr im Vorfeld der Veranstaltung bei Facebook selbst ein Video geteilt hatte, auf dem die erwähnte Rechtsrock-Band abgebildet war und auf Ihrer Facebook-Seite nun von einer “unpolitischen” Veranstaltung die Rede ist, was angesichts unserer Erkenntnisse und jüngsten Presseberichten zu den Neonazi-Strukturen im Hintergrund nicht zutrifft. Eine deutliche Stellungnahme blieb leider bisher von Ihrem Unternehmen aus. So hinterlässt Ihre derzeitige Reaktion auf die Veranstaltung einen faden Beigeschmack hinsichtlich der politischen Brisanz für Ihr als “freundlich und hilfsbereit” bekanntes Unternehmen.[5,6]

Da Ihr Unternehmen mit der Erlaubnis für die Durchführung der hiesigen Veranstaltung an rechte Veranstalter nicht nur zum Erstarken der regionalen rechten Szene in Ostfriesland sondern auch zur Finanzierung überregionaler Neonazi-Strukturen beitragen könnte, fordern wir Sie hiermit auf, die Konzertveranstaltung auf Ihrem Firmengelände endgültig zu untersagen und die bisherigen problematischen Entwicklungen mit Hilfe fachkundiger Expertise im Bereich Rechtsrock und Neonazismus aufzuarbeiten.

Mit freundlichen Grüßen
Keine Bühne Für Nationalist*innen

[1] 5.8.23 Krummhörn – Geplante Neonazi-Party mit der Band “Gehasst-Verdammt-Vergöttert” von Antifas gestört https://kbfn.noblogs.org/5-8-23-krummhorn-neonazi-party-von-antifas-gestoert/
[2] Konzert am Wochenende Warum wurde das Rechtsrock-Konzert in der Krummhörn genehmigt? https://www.oz-online.de/artikel/1389652/Warum-wurde-das-Rechtsrock-Konzert-in-der-Krummhoern-genehmigt
[3] Rechtsrock und Hitlergrüße am Ostseestrand https://exif-recherche.org/?p=5177
[4] 02.08.2023 Rechtes Konzert Gehasst, verdammt, verkalkuliert in der Krummhörn https://www.oz-online.de/artikel/1390110/Gehasst-verdammt-verkalkuliert-in-der-Krummhoern
[5] 01.08.2023 Neonazis agieren im Hintergrund Rechtsrock-Konzert in der Krummhörn https://www.oz-online.de/artikel/1389629/Rechtsrock-Konzert-in-der-Krummhoern
[6] 02.08.2023 Streit um Rechtsrock-Konzert in der Krummhörn https://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/Streit-um-Rechtsrock-Konzert-in-der-Krummhoern,audio1435964.html