15.02.20 Rollt Neumünster dem neonazistischen Terrornetzwerk Combat 18 den roten Teppich aus?

Rollt Neumünster dem neonazistischen Terrornetzwerk Combat 18 den roten Teppich aus?

Ein besonderes Schauspiel erwartet am 15.02. Neumünster. Dort plant die Combat 18-Band “Oidoxie” in der Titanic eine öffentliche Konzertveranstaltung.[1]
Auftreten soll als Support “Karin Mundt”, die regelmäßig in der NPD-Gaststätte Titanic auftritt, so z.B. am 16.11.2019 mit “Flak” und am 09.03.2019 mit dem einschlägig bekannten “Liedermacher Griffin”, David Allen Surrette.[2,3]

Da Combat 18 vor wenigen Wochen verboten wurden, ist ein Auftritt der Combat-18-Band in Neumünster zur Vernetzung bestens geeignet. Die neonazistische Band “Oidoxie” huldigt in ihren Liedern nicht nur offen Combat 18  sondern Mitglieder der Band, allen voran Marko Gottschalk und Marco Eckert sind seit langem in Combat 18-Strukturen aktiv.[4]

Combat 18 (=Kampftruppe Adolf Hitler) zählt zum militanten, bewaffneten Arm der 2000 verbotenen, internationalen Blood & Honour-Bewegung. Nicht nur in Schleswig-Holstein ist Combat 18 auch nach dem Verbot von Blood & Honour aktiv gewesen, z.B. in Pinneberg und Ostholstein. Bis heute ist nicht nachvollziehbar, dass Combat 18 ganze 20 Jahre lang von den Behörden verschont blieben.[5,6]

Der Bezug zu Combat 18 wird im folgenden Textauszug von Oidoxie deutlich:
(…) Combat 18, Hail to Combat 18, hail to Combat 18, hail to the terrormachine.”

Sonst zeigt die Band deutlich, wie sie zum zweiten Weltkrieg stehen:
“Heute werden sie als Verbrecher beschimpft. Doch tote Helden können sich nicht wehren. Um diese Verräter werden wir uns schon kümmern. Und euch in alle Ewigkeit ehren.
Ruhm und Ehre der deutschen Wehrmacht. Wir gedenken den besten Soldaten der Welt.”

In einem ausländerfeindlichen Song singen Oidoxie:
“Ich sage euch: Macht ihnen den Gar aus. Und deshalb fordern wir: Kriminelle Ausländer raus”.

Die Taz berichtete: “Im illegalen Neonazi-Video „Kriegsberichterstatter“ covert „Oidoxie“ das verbotene „Hakenkreuz“-Lied: „Hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um (…) hisst die rote Fahne mit dem Hakenkreuz“. Auf dem Video sind, unterlegt mit Rechtsrock, auch Erschießungen von Schwarzen und Juden sowie Karikaturen von der Ermordung Behinderter zu sehen.”[7]

Insgesamt wurden bereits mehrere Alben indiziert, was die Band allerdings nicht von ihren Auftritten abhält. Beim NPD-Sommerfest 2019 in Grevesmühlen wurde der Auftritt der Band “Oidoxie” allerdings frühzeitig beendet, da die Band indizierte Lieder gespielt hatte und dies der anwesenden Staatsgewalt aufgefallen war.[8]

“Oidoxie-Sänger “Marko Gottschalk aus Dortmund wird seit Jahren als Führungsfigur von Combat 18 eingeordnet. Ihm wurden zahlreiche Kontakte in die neonazistische Szene nachgewiesen, z.B. zu Combat 18 Skandinavien und dem zu der Oidoxie Streetfighting Crew zugehörigen Robin Schmiemann, der nach dem Lübke-Mord öffentlich für Combat 18 in Erscheinung getreten ist und Journalisten bedrohte. Robin Schmiemann war darüber hinaus durch eine intensive Brieffreundschaft mit der NSU-Terroristin Beate Zschäpe aufgefallen als sie im Gefängnis saß.[9]

“Oidoxie”-Gitarrist Marco Eckert aus Grube, Ostholstein spielte neben “Rassenhass”, “Words of Anger” und weiteren Szenebands auch seit 2016 bei der Band “28 – Gehasst, Verdammt, Vergöttert”, die nicht zufällig das Kürzel “28” für Blood & Honour im Symbol trägt und gänzlich aus bekannten Neonazis besteht. Als schlecht getarnte Böhse Onkelz-Coverband konnte “28 – Gehasst, Verdammt, Vergöttert” 2018 in der Ostsee-Strandbar “Na´ bitte” in Dahme, Ostholstein ein genehmigtes Konzert durchführen, bei dem zahlreiche Neonazis und Bandidos-Rocker, wie Lars Bergeest aus Cismar unbehelligt von der Polizei feiern und sich vernetzen konnten.[10]

In den Jahren zuvor spielte die Band “28 – Gehasst, Verdammt, Vergöttert” mehrfach in Schleswig-Holstein, so z.B. am 05.08.2017 in Dahme und anderen Orten in Ostholstein oder in Todesfelde, wo es früher bereits einschlägige Rechtsrock-Konzerte gegeben hatte.

Die Verbindung zu rechten Szene-Bands und Rocker-Strukturen besteht in Neumünster nicht erst seit kurzem. Mitunter ist das Chapter “Bandidos Northgate” aus führenden Neonazis aufgebaut worden. Die Titanic Neumünster wird von Behörden seit mind. 2006 als wachsende Konkurrenz des Club88 und nach seiner Schließung 2014 als neuer Anlaufpunkt in Neumünster eingeschätzt. Das Bandidos-Clubheim in Wahlstedt wurde in der Vergangenheit ebenfalls Austragungsort von Neonazi-Konzerten.[11]

Die NPD Mittelholstein, zu der Horst Micheel als Inhaber der Titanic ebenso gehört, verkündet heute bei Facebook, die “Nationalisten aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark” sollen “ihre Solidarität unter Beweis stellen und mutig anreisen” und droht Antifaschist*innen mit deutlichen Worten: “lasst die Linken (…) ruhig demonstrieren, jetzt können sie es noch aber die Zukunft wird restlos uns gehören!”

Der Runde Tisch für Toleranz und Demokratie der Stadt Neumünster verlangte am Montag ein Auftrittsverbot für die Band „Oidoxie“ und die Kündigung der Geschäftsräume durch den Vermieter. Weitere Aktionen wurden angekündigt.[12,13]

Das Freie Radio Neumünster hat in einem Interview mit einer Person aus dem Organisationskreis der Proteste gesprochen.[14]

Im Netz wird für Samstag zu einer antifaschistischen Demonstration und mehreren Kundgebungen im Umfeld der Titanic Neumünster aufgerufen:

15.02.2020 17:00 Uhr Bahnhof/Postparkplatz „Combat 18“ zerschlagen – Oidoxie-Konzert in der „Titanic“ Neumünster verhindern!
15.02.2020 18:00 Uhr Ecke Walter-Hohnsbehn-Straße, Goebenstraße „Schöner Leben ohne Naziläden. Für mehr Eisberge. ‚Combat 18‘ zerschlagen“

Im Anschluss Konzert in der AJZ Neumünster (Friedrichstraße) mit The Detectors und Frevel.[15]

Weitere Informationen:

[1] https://www.antifa-kiel.org/events/combat-18-zerschlagen-oidoxie-konzert-in-der-titanic-nms-verhindern/
[2] https://kbfn.noblogs.org/16-11-19-erneut-rechtsrock-in-der-titanic-neumunster/
[3] https://kbfn.noblogs.org/9-3-19-rechtsrock-in-der-titanic-neumunster
[4] https://exif-recherche.org/?p=4399
[5] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/combat-18-pinneberg
[6] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/ermittlungen-gegen-combat-18-pinneberg
[7] https://taz.de/!530169/
[8] https://taz.de/Sommerfest-der-NDP-in-Grevesmuehlen/!5620633/
[9] https://exif-recherche.org/?p=6351
[10] https://exif-recherche.org/?p=5177
[11] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/bandidos-schleswig-holstein-ein-88-club
[12] https://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/runder-tisch-verlangt-auftrittsverbot-fuer-neonazi-band-in-der-gaststaette-titanic-id27335127.html
[13] https://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/grossdemo-gegen-rechtsrock-in-neumuenster-jetzt-angemeldet-id27345212.html
[14] https://freiesradio-nms.de/2020/antifaschistische-gruppen-mobilisieren-zur-grossdemonstration-in-neumuenster/
[15] https://www.facebook.com/events/597841207615336/